Förderstätten
Förderstätten sind Einrichtungen für Menschen mit schwerer oder mehrfacher Behinderung, die nicht oder noch nicht in der Lage sind, in einer Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) zu arbeiten. Sie bieten diesen Menschen eine sinnvolle Tagesstruktur, fördern individuelle Fähigkeiten und ermöglichen soziale Teilhabe. Im Gegensatz zu Werkstätten, die auf produktive Arbeit ausgerichtet sind, liegt der Fokus in Förderstätten auf persönlicher Entwicklung, therapeutischer Betreuung und lebenspraktischer Unterstützung.
Zielgruppe und Aufnahme in eine Förderstätte
Förderstätten richten sich an Erwachsene mit Behinderung, die aus verschiedenen Gründen nicht am allgemeinen Arbeitsmarkt oder in einer WfbM tätig sein können. Die Zielgruppe umfasst insbesondere:
- Menschen mit schwerer geistiger Behinderung, die intensive Betreuung und Unterstützung benötigen
- Personen mit körperlichen Behinderungen, die eine spezialisierte Pflege und Assistenz erfordern
- Menschen mit Mehrfachbehinderungen, die eine Kombination aus körperlichen, geistigen oder sensorischen Einschränkungen haben
- Personen mit Autismus oder anderen neurologischen Besonderheiten, die in einer regulären Arbeitsumgebung überfordert wären
- Menschen, die nach der Schulzeit oder einem Rehabilitationsprogramm eine intensive Förderung brauchen, um weitere Fähigkeiten zu entwickeln
Der Zugang zu einer Förderstätte erfolgt in der Regel über die Eingliederungshilfe oder Sozialhilfe. Häufig wird eine medizinische und pädagogische Begutachtung durchgeführt, um den individuellen Förderbedarf zu ermitteln.
Ziele von Förderstätten
Das Hauptziel von Förderstätten ist es, Menschen mit Behinderung eine sinnvolle Tagesstruktur zu bieten und ihre individuellen Fähigkeiten bestmöglich zu fördern. Im Mittelpunkt stehen dabei:
- Selbstständigkeit und Alltagskompetenz: Förderung lebenspraktischer Fähigkeiten wie Essen, Körperpflege oder Mobilität
- Soziale Teilhabe: Unterstützung beim Aufbau und Erhalt sozialer Kontakte sowie Integration in die Gemeinschaft
- Therapeutische Förderung: Physio-, Ergo- und Sprachtherapien zur Verbesserung motorischer und kognitiver Fähigkeiten
- Individuelle Beschäftigung: Bereitstellung kreativer, handwerklicher oder sinnstiftender Tätigkeiten, die den persönlichen Möglichkeiten entsprechen
- Pflege und medizinische Versorgung: Unterstützung bei gesundheitlichen und pflegerischen Bedürfnissen
Angebote und Inhalte der Förderung
Förderstätten sind vielfältig organisiert und bieten ihren Teilnehmern ein breites Spektrum an Angeboten, das individuell angepasst wird. Diese Angebote lassen sich in verschiedene Bereiche unterteilen:
1. Pädagogische und therapeutische Förderung
Jeder Mensch hat unterschiedliche Fähigkeiten und benötigt eine individuelle Förderung. Förderstätten bieten gezielte Maßnahmen, um die persönliche Entwicklung zu unterstützen:
- Motoriktraining: Übungen zur Verbesserung der Beweglichkeit und Koordination
- Wahrnehmungsförderung: Sensorische Angebote wie Licht-, Klang- oder Snoezelen-Therapie zur Entspannung und Förderung der Sinneswahrnehmung
- Kognitive Förderung: Gedächtnistraining, Konzentrationsübungen und spielerische Lernmethoden
- Kommunikationstraining: Einsatz von unterstützter Kommunikation (z. B. Bildkarten, Gebärden, Sprachcomputer) für nicht oder schwer verständlich sprechende Personen
2. Beschäftigung und kreative Betätigung
Obwohl in Förderstätten keine klassische Erwerbsarbeit im Vordergrund steht, gibt es zahlreiche Möglichkeiten für sinnvolle Tätigkeiten:
- Handwerkliche Arbeiten: Töpfern, Holzarbeiten, Weben oder Malerei
- Garten- und Naturprojekte: Pflege von Pflanzen, Arbeit im Gewächshaus oder Garten
- Musikalische und künstlerische Aktivitäten: Musikgruppen, gemeinsames Singen oder kreative Ausdrucksformen
- Hauswirtschaftliche Tätigkeiten: Unterstützung bei einfachen Tätigkeiten wie Kochen, Backen oder Wäschepflege
Diese Beschäftigungsangebote helfen den Teilnehmern, sich als Teil einer Gemeinschaft zu fühlen und Erfolgserlebnisse zu sammeln.
3. Alltagsbegleitung und lebenspraktisches Training
Viele Menschen mit Behinderung benötigen Unterstützung im Alltag. Förderstätten bieten daher gezieltes Training in Bereichen wie:
- Essen und Trinken: Selbstständige Nahrungsaufnahme oder Nutzung von Hilfsmitteln
- Körperpflege und Hygiene: Unterstützung bei der täglichen Körperpflege oder Anziehen
- Mobilität und Orientierung: Training im Umgang mit Hilfsmitteln (z. B. Rollstühle, Gehhilfen) und Orientierung in der Umgebung
4. Soziale Integration und gemeinschaftliche Aktivitäten
Ein zentraler Aspekt von Förderstätten ist die soziale Teilhabe. Menschen mit Behinderung sollen nicht isoliert werden, sondern aktiv an der Gesellschaft teilhaben. Dies wird durch verschiedene Angebote unterstützt:
- Gruppenaktivitäten: Gemeinsame Spiele, Gespräche oder Feiern
- Ausflüge und kulturelle Veranstaltungen: Besuch von Museen, Konzerten oder Freizeitparks
- Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen: Kooperation mit Schulen, Werkstätten oder Vereinen zur Förderung der Inklusion
5. Pflege und medizinische Versorgung
Viele Förderstätten haben Pflegefachkräfte vor Ort, da viele Teilnehmer regelmäßige medizinische Unterstützung benötigen. Zu den pflegerischen Leistungen gehören:
- Unterstützung bei der Körperpflege (Waschen, Anziehen, Toilettengang)
- Medizinische Versorgung (Verabreichung von Medikamenten, Wundversorgung)
- Therapieangebote (Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie)
Förderstätten im Vergleich zu Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM)
Förderstätten und Werkstätten für behinderte Menschen haben unterschiedliche Zielsetzungen. Während Werkstätten Menschen mit Behinderung eine berufliche Tätigkeit ermöglichen, liegt in Förderstätten der Schwerpunkt auf Förderung und Betreuung.
Merkmal | Förderstätte | Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) |
---|---|---|
Zielgruppe | Menschen mit schwerer oder mehrfacher Behinderung, die nicht arbeitsfähig sind | Menschen mit Behinderung, die arbeitsfähig sind, aber Unterstützung benötigen |
Schwerpunkt | Förderung, Pflege, soziale Teilhabe | Erwerbstätigkeit, Produktion, berufliche Qualifizierung |
Tagesstruktur | Individuelle Beschäftigung, Freizeitaktivitäten, Pflege | Arbeitsabläufe, Produktion, Lohnarbeit |
Finanzierung | Sozialhilfe, Eingliederungshilfe | Lohn aus Werkstattarbeit, staatliche Unterstützung |
Für einige Menschen kann die Förderstätte eine Übergangsstation sein, bevor sie in eine Werkstatt für behinderte Menschen wechseln.
Bedeutung von Förderstätten für die Gesellschaft
Förderstätten spielen eine zentrale Rolle in der Inklusion von Menschen mit Behinderung. Sie bieten nicht nur individuelle Unterstützung, sondern ermöglichen auch Teilhabe und Selbstbestimmung. Gleichzeitig entlasten sie Angehörige, indem sie eine professionelle Betreuung gewährleisten.
Die Existenz solcher Einrichtungen zeigt, dass Menschen mit schweren Behinderungen nicht von der Gesellschaft ausgeschlossen werden dürfen. Sie verdienen eine Umgebung, in der sie sich entfalten, Kontakte knüpfen und eine sinnvolle Tagesstruktur erleben können.
Fazit
Förderstätten sind unverzichtbare Einrichtungen für Menschen mit schwerer oder mehrfacher Behinderung. Sie bieten eine individuelle Förderung, sinnvolle Beschäftigung, soziale Teilhabe und pflegerische Unterstützung. Im Gegensatz zu Werkstätten stehen hier nicht die Arbeit, sondern die persönliche Entwicklung und die Betreuung im Vordergrund. Durch ihr breit gefächertes Angebot leisten Förderstätten einen wertvollen Beitrag zur Inklusion und Verbesserung der Lebensqualität von Menschen mit Behinderung.